22.04.2019 Holm / Ostsee
Zwischen Kalifornien und Brasilien
Die Ostsee tanzt in neuer Umgebung
Wer in diesem Jahr wieder beim großen Tanzsportevent „Die Ostsee tanzt“ mit dabei sein wollte, musste sich auf eine lange Anreise gefasst machen – denn der neue Veranstaltungsort liegt etwa in der Mitte zwischen Kalifornien und Brasilien.
Karte: http://www.geographicguide.com/planet/globe-south-america.htm
Also ein Aufbruch in die Neue Welt? Weit gefehlt im wahrsten Sinne des Wortes: Der Palmengarten Holm liegt in der Nähe von Schönberg zwischen den kleinen Ostsee-Orten Kalifornien und Brasilien!
Etliche Paare aus unserer Trainingsgemeinschaft haben sich folgerichtig zum Osterwochenende in Richtung Ostsee aufgemacht, um Tanzwettbewerbe mit Stranderholung zu kombinieren. So auch Andreas und Birgit Spyra. Bei der Anfahrt am Gründonnerstag war man nicht alleine, sondern teilte sich die Straße mit sehr, sehr vielen anderen Aspiranten auf sonnige Ostertage an der See. So verlängerte sich die Fahrzeit schließlich um gut zwei Stunden.
Aber der Ausblick aus der Ferienwohnung direkt über dem Palmengarten im 8. Stock entschädigte für die fünfstündige Autofahrt.
Fotos: Andreas Spyra
Fotos: Klaus Christmann
Foto: https://www.golf-holm.de/
Pünktlich am Samstag ging es dann durch den Palmengarten in den festlich geschmückten Saal.
Foto: Andreas Spyra
Insgesamt fast 1200 Startmeldungen bedeuteten für den Veranstalter eine gewaltige logistische Herausforderung, die aber gut bewältigt wurde, indem man die Turniere schachtelte und die aktuellen Startzeiten durch Aushang frühzeitig bekannt gab. So kam es sogar vor, dass einige Turniere schon vor der avisierten Zeit starten konnten. Die Kehrseite: Auf der teilweise überfüllten Fläche waren weitere Verkehrsstaus vorprogrammiert.
Birgit und Andreas tanzten an drei Tagen hintereinander das jeweilige Turnier der Senioren III A und brachten dabei das Kunststück fertig, bei nur wenig abnehmenden Teilnehmerzahlen (31 – 27 – 22) ihre Platzziffer zweimal hintereinander ziemlich genau zu halbieren. An Ostersonntag fehlte nur ein Kreuzchen zum Semifinale, und mit wachsender Routine stießen sie am Ostermontag sogar ins Finale vor. Insgesamt brachte ihnen dieses Wochenende stattliche 36 Aufstiegspunkte.
Foto: Stig Gullberg
Die beiden großen Magneten des vielfältigen Veranstaltungsangebotes waren die Qualifikationsturniere zur G 55 und L 66. Für Zuschauer und Tanzsportler mit Auftrittspausen boten sich gute Beobachtungsmöglichkeiten und Perspektiven vom Innenbalkon des Saales aus.
Bei den „Leistungsstarken 66“ starteten insgesamt 43 Paare aus fast allen Bundesländern der Nation. Mit dabei waren wieder Werner Schlamm-Dedekind und Marion Dedekind sowie Helmut und Anne Roland.
Beide Paare präsentierten sich in guter Form und platzierten sich in der vorderen Hälfte des Feldes.
Leider verpassten sie knapp das Semifinale der besten 16 Paare. Für Werner und Marion wurde es Platz 20-21, Anne und Helmut fehlte am Ende nur ein Kreuzchen zum Einzug in die Vorschlußrunde. Sie belegten Platz 17-18.
Wieder eine sehr gute Vorstellung unserer beiden derzeit aktivsten Paare bei den Senioren IV S!
Fotos: Bernd Gerber
Im Finale des 2. Qualifikationsturniers der Leistungsstarken 66 ergaben sich folgende Platzierungen:
Ganz eng wurde es wie schon bei den Turnieren der Serie 2018 im Kampf um den Sieg.
Am Ende entschied wieder einmal eine einzige von 25 Einsen das Turnier.
Bildausschnitte aus dem Video
Das erste Qualifikationsturnier des Jahres hatten die Deutschlandpokalsieger Thomas und Annette Kreuels (TSC Mönchengladbach) gewonnen, die in Holm nicht am Start waren.
Und hier in kurzer Zusammenfassung die besten Ergebnisse der Paare unserer Trainingsgemeinschaft am diesjährigen Osterwochenende:
Freitag, 19. 4., Goldene 55
- Platz von 57 Paaren: Rainer und Astrid Quenzel
Sonntag, 20. 4., Senioren II A
- Platz von 15 Paaren: Philipp Vana und Corina Städtler
Sonntag, 21. 4., Senioren IV S
- Platz von 11 Paaren: Werner Schlamm-Dedekind und Marion Dedekind
Montag, 22.4., Senioren III A
- Platz von 22 Paaren: Andreas und Birgit Spyra
* * *
Zum Schluss noch ein wenig Abwechslung durch eine persönliche Schilderung unserer Trainerin und Wertungsrichterin Martina Andersen.
Leben und Leiden einer Wertungsrichterin am Osterwochenende
Das Wochenende versprach sonnig und warm zu werden, Regen war nicht angesagt, der Garten nach dem Winter schon grob in Ordnung gebracht, die Terrasse sauber, die Gartenmöbel in Lauerstellung, kurz: der Frühling konnte Einzug halten – die Zeit, in der man im Garten sitzt, den Tag genießt und dem Erblühen der Natur vom Liegestuhl aus zusieht; eine Tasse Tee genießend das Zwitschern der Vögel im Ohr. Soweit die Theorie.
Was passiert in der Praxis? Genau, der ambitionierte Tänzer ist auf Achse. Ebenso der Wertungsrichter. Also nichts mit Terrasse. Das Erblühen der Natur nur mit einem kurzen Blick beim Weg vom Auto in den Saal zur Kenntnis nehmen. Einen Stuhl gibt es vor Ort, den Liegestuhl kann man vergessen; Tasse Tee eher im Vorbeigehen, und Vogelgezwitscher wird durch die Musik eines internationalen Orchesters ersetzt. Zwar hatte sich kurzzeitig ein Vogel in den Saal verirrt, doch seine zarten Rufe gingen in der Lautstärke der Musik unter. Und die Sonne stahl sich nur verschämt durch einen Spalt, den die vor die Fenster gezogenen Vorhänge offen ließen.
Apropos Musik. Es gibt Turniere, da trägt die Musik die Paare zu Höchstleistungen, animiert das Publikum zum Mitklatschen, entschädigt die Wertungsrichter für das lange Stehen am Rande – und es gibt andere …
In Holm waren es 48 Turniere; im Durchschnitt Vorrunde mit 3 Gruppen + Endrunde: insgesamt knapp 200 Walzer, Tangos etc.
Täglich ca. 12 Turniere, also 48 Musikstücke pro Tanz und Tag wären möglich. Gefühlt beschränkte sich das Repertoire auf 10 Variationen. Nicht schlecht, aber nicht eben zeitgemäß und vor allem eintönig, da in der jeweiligen Vorrunde und Zwischenrunde in jeder Gruppe dasselbe Stück erklang.
Zum Beispiel Goldene 55, Leistungsstarke 66: Vorrunde 8 Gruppen, Zwischenrunde 6 Gruppen. Achtmal hintereinander dasselbe Stück aus der Jugendzeit der Paare. Nostalgische Ohrwürmer, aber nicht der Hit.
Tanzpaare sind dennoch zu beneiden; sie kommen eine Stunde vor dem Start zum Turnier, tanzen, treffen Freunde, fahren wieder nach Hause. Manchmal müssen sie früh am Tag da sein, manchmal länger bleiben. Selten beides zusammen.
Nicht so die Wertungsrichter und Wertungsrichterinnen. Sie kommen zum ersten Turnier und gehen nach dem letzten. Das kann dann schon mal ein langer, ermüdender Tag werden. Oder zwei oder drei. Wenn es ungünstig läuft, ist die Einteilung der zur wertenden Turniere so gestaltet, dass man ständig die gleichen Klassen zu beurteilen hat. Spätestens am vierten Tag ist der ganze Ablauf ein déjà vu. Zumal einige Paare in zwei Altersklassen mittanzen; ganz unermüdliche auch noch Latein (… in zwei Altersklassen). Also 10 mal gewertet, gefühlt ständig. Das ist anstrengend. Um für etwas Abwechslung zu sorgen, tauscht man den Einsatz mit einem Leidensgefährten, um dann festzustellen, dass das getauschte Turnier ausfällt und das eingetauschte mit 22 Paaren besetzt ist. Shit happens.
Die Verpflegung war gut, aber ich kann auf absehbare Zeit keine belegten Brote und Würstchen mit Kartoffelsalat mehr sehen. Alles in allem: OK – es war warm und geregnet hat es im Saal auch nicht, also wollen wir mal nicht meckern.
Martina Andersen
Fotos: Marcel Erné
Video von Helmut Roland
19-04 DTV Leistungsstarke 66 | 2. Qualifikation | Schönberg/Holm
Link
http://www.die-ostsee-tanzt.de/
Ergebnisse:
http://www.die-ostsee-tanzt.de/turnierinfos-deutsch/ergebnisse-deutsch