23.04.2016 Tallinn WDSF

Weltranglistenturnier in Tallinn (Estland):

Die verflixte Sieben und andere Abenteuer

 

Eines der wenigen europäischen Länder, die Birgit und Marcel auf ihren tanzsportlichen Touren noch nicht gestreift hatten, war der nördlichste der drei Baltikum-Staaten: Estland. Mehr als die Hälfte der Landesbevölkerung verteilt sich auf die Hauptstadt Tallinn, deren Einwohnerzahl etwa mit der Hannovers vergleichbar ist.

Luftlinie Hannover Tallin: rund 1500 km

 

Über den Wolken…
… muss die Freiheit wohl grenzenlos sein

 

Folkloristische Begrüßung in Tallinn
Eisiger Wind über den Türmen der Stadt

 

Im Hotel St. Petersburg umgab unsere Gäste allseits tänzerisches Flair, allerdings vorrangig aus der Domäne des russischen Balletts und des Flamencos.

Fotos: Birgit und Marcel Erné

Weit außerhalb der Altstadt, in der Nähe des Jachthafens, lag die Turnierstätte,  zu der ein vom Hotel bestellter sehr verspäteter Taxifahrer unsere beiden Globetrotter in seiner verdreckten und quietschenden Rumpelkiste beförderte.  Pech gehabt – eigentlich sind fast alle Taxis in Tallinn modern und bequem.

 

Flyer: Ritmo XX Tallinn

Neben vielen weiteren Turnieren für „blutige Anfänger“ bis hin zur Weltspitze wurden für alle vier Altersklassen der Senioren WDSF-Ranglistenturniere angeboten. Bei den Senioren IV Standard waren immerhin sechs Nationen vertreten, fünf davon im Finale – für internationales Flair war also gesorgt..

Nachdem die Rundeneinteilung für das Semifinale in je zwei Heats pro Tanz ausgehängt worden war und man mit dem Ablauf der Turniere bestens im Zeitplan lag, entschied sich die Turnierleitung – aus welchen Gründen auch immer – spontan, alle zwölf Paare in jedem Tanz gemeinsam auf die Fläche zu werfen. Das führte zu den bekannten und oft schon leidvoll erfahrenen Kollisionen: Die Schlacht ums Finale wurde getreu den Prinzipien der mittelalterlichen Kampfsportart „Hauen und Stechen“ ausgetragen. Und nach wenigen Schritten hatte ein erfolgreicher Kämpe Birgit bereits so kraftvoll überrannt, dass sie die restlichen Tänze nur noch in benebelter Trance überstand. Es ist schon schade, wenn in derartigem Getümmel selten ein Paar die Chance hat oder ergreift, seine tänzerischen Qualitäten auszuspielen. Und auch für die Jury wird es nicht einfacher, in eineinhalb Minuten pro Tanz zwölf Paare ausgewogen und objektiv miteinander zu vergleichen.

Birgit und Marcel beim WDSF-Turnier in Tallinn

Fotos: Ritmo

Für Birgit und Marcel gab es leider eine weitere kleine Enttäuschung: Wie schon beim Deutschlandpokal schrammten die Beiden um Haaresbreite am Finale vorbei und landeten auf dem Anschlussplatz 7. Sicher kein schlechtes Ergebnis in einem Turnier von internationalem Niveau – aber an diesem Tag wäre definitiv mehr drin gewesen. Gewonnen wurde das Turnier von den internationalen Routiniers Christian Böhm und Elisabeth Striegan-Böhm, die beim DP noch hinter Marcel und Birgit lagen.

Die verflixte Sieben war zwar eigentlich kein großer Grund zum Feiern, doch nahmen unsere Beiden ein verlockendes Angebot des Hotels St. Petersburg zu einem Frühlings-Eröffnungs-Menü an und genossen so doch noch einen unvergesslichen Abend.

Am Sonntag versuchten Birgit und Marcel es dann mal mit einer Sportart auf kleinerer Fläche, aber (beabsichtigte) Karambolagen gab es auch da …

Und dann ließen sie die Puppen in einem bezaubernden kleinen Museum tanzen:

Jury bei Let’s Dance
Neue Tanzpartnerin
Pünktliche Tanzmeister

 

Vor dem Rückflug wurde das Passieren der Security-Zone zu einem an den Nerven zerrenden Abenteuer, denn es gab nicht nur einen Fehlalarm wegen angeblicher Manipulation von Sprengstoff (!), sondern 150 Gramm in der Altstadt eingekaufte Geflügelpastete wurden als „sowohl hinsichtlich Konsistenz als auch Gewicht unzulässige Flüssigkeit“ deklariert und beschlagnahmt, worauf ein endloses Durchwühlen des Handgepäcks begann, so dass unsere Beiden entnervt beschlossen, alles nicht absolut Unerlässliche doch noch beim Check-in als Gepäck aufzugeben. Und wetterbedingte Probleme in Verbindung mit den Sicherheitsvorkehrungen wegen des Besuches von Mister President in Hannover führten zu etlichen weiteren Verzögerungen, so dass man schließlich weit nach Mitternacht im heimatlichen Hafen landete. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen…

Fotos: Birgit und Marcel Erné

Links:

www.worlddancesport.org

www.tanzsport.de/de/sportwelt/standard-und-latein/news