10.03.2017 Mühlhausen
Kuriose Thüringer Meisterschaften
mit dem besseren Ende für den TSC in Hannover
Die diesjährige Thüringen Trophy wurde am Freitag, dem 10. März 2017, im Rahmen der 17. Auflage der traditionellen Mühlhäuser Tanztage von TTSV-Präsident Peter Sommer eröffnet. Da die TSG Heilbad Heiligenstadt als Ausrichter fungierte, lag die Vermutung nahe, dass es nur ein Katzensprung von Heiligenstadt nach Mühlhausen sein würde – weit gefehlt: Die letzten 50 Kilometer „über die Dörfer“, zusätzlich behindert durch eine Baustellensperrung, zogen sich weit über eine Stunde hin. Doch dann war man endlich am Ziel und stand vor dem verheißungsvollen Veranstaltungszentrum „Am Schwanenteich“.
Die Schwäne waren zwar aus Plastik, aber die Abendstimmung hatte ihren Reiz.
Auf die Turnierteilnehmer warteten hoch aufgestapelte Pyramiden mit süßem Inhalt: dem berühmten Mühlhäuser Pflaumenmus.
Dennoch erwiesen sich fast alle Startfelder als äußerst überschaubar – in einigen Fällen mussten sogar zwei Klassen zusammengelegt werden. Und leider war auch der Zuspruch der Gäste recht spärlich. Schade, denn der Saal bot mit theatralischer Beleuchtung ein festliches Ambiente.
Obwohl etwa die Hälfte aller Plätze leer blieb, wurden die Tänzer aufgefordert, sich mit ihren Utensilien eine ökologische Nische an den Wänden rings um den Saal zu suchen.
Fotos: Erné
Für die Senioren IV S war eine offene Thüringische Landesmeisterschaft ausgeschrieben – und der Landesmeister stand schon vorher fest, denn das einzige teilnehmende Paar aus Thüringen bildeten Klaus-Peter und Jutta Schaller vom TSV Grün-Gold Erfurt. Die restlichen fünf Paare kamen immerhin aus drei weiteren Landesverbänden. Niedersachsen war durch zwei Paare des TSC in Hannover vertreten: Birgit und Marcel Erné sowie Hanni und Franz Welzel. Wie immer half man sich gegenseitig durch intensive Unterstützung. In der Vorrunde zeigten Hanni und Franz, mental und physisch aufgebaut von ihren Klubkameraden, eine ansprechende Leistung.
Foto: Bolcz
Umso größer die Enttäuschung, als sie ebenso wie das thüringische Paar nicht zur Endrunde aufgerufen wurden. Wie bitte? Ein Meisterschaftsfinale mit vier Paaren, und ohne den zu kürenden Landesmeister? Ungläubiges Kopfschütteln aller Orten – aber die Turnierleitung blieb erst einmal bei ihrer Entscheidung, obwohl eigentlich klar war, dass das Finale mit allen sechs Paaren getanzt werden musste. Nachdem die vier auserlesenen Paare etwas konsterniert zwei Tänze hinter sich gebracht hatten, kam dann die Kehrtwende:
„Wir starten doch mit allen sechs Paaren in der Endrunde und fangen noch mal von vorne an!“
Da nun offenbar auch der Computer völlig neu programmiert werden musste, beschloss man, erst einmal das Finale der Senioren III S, das eigentlich danach stattfinden sollte, vorzuziehen. Damit zerschlugen sich alle Hoffnungen, noch vor Mitternacht wieder im heimatlichen Hafen landen zu können. Andererseits kam diese Pause ganz gelegen, denn in der Vorrunde waren die Tänze nahezu ohne Verschnaufpause und teilweise mit deutlicher Überlänge gespielt worden – eine harte Nagelprobe für die Kondition aller Beteiligten.
Gegen 22 Uhr 30 konnte dann endlich das Finale der SEN IV S zum zweiten Mal starten. Hanni und Franz tanzten sich dort auf Platz 5 und ließen damit die Thüringer Landesmeister hinter sich.
Birgit und Marcel boten eine Präsentation, die nach vielseitigen Bekundungen großen Anklang fand.
Im nun regelkonformen Finale wurden die sechs Paare auf dem Parkett von sieben Wertungsrichtern beobachtet. Die verdeckte Wertung setzt sich immer mehr durch, und so war auch hier nach Beendigung des letzten Finaltanzes das Ergebnis niemandem bekannt. Zwar durfte man erwarten, dass die Entscheidung um den Sieg zwischen unseren dreifachen niedersächsischen Landesmeistern und den mehrfachen hessischen Landesmeistern aus der jüngeren Altersklasse SEN III S, Angelika und Ingo Lischka, fallen würde. Aber wer die Nase vorn haben würde, blieb bis zum letzten Moment spannend.
Dann großer Jubel bei unseren Beiden und ihren Fans: Sie hatten es wieder einmal geschafft, und das gegen einen extrem hoch einzuschätzenden Gegner. Fünf der sieben Wertungsrichter hatten sie eindeutig auf Platz 1 gesetzt, und im Quickstep erhielten sie sogar alle sieben Einsen. Ein toller und so nicht erwarteter Erfolg.
Fotos: Butenschön
Die Siegerehrung wurde zusammen mit den Senioren III S und der gesamten Jury vorgenommen. Ein eindrucksvolles Bild!
Und beim Ausmarsch wurden die Paare noch einmal in das gleißende Scheinwerferlicht getaucht, das während des Turniers stellenweise eine zusätzliche Erschwernis bedeutet hatte – denn beim Tanzen in grell blendende Scheinwerfer blicken zu müssen, war für die meisten wohl ein ungewohntes Handicap.
Dafür wurden die Sieger mit reichlich Proviant aus Rotkäppchens Korb entschädigt.
Während der Heimfahrt, die erst gegen halb zwei Uhr nachts endete, kam der Gedanke auf, ob sich auf den weltabgeschiedenen Straßen gelegentlich Fuchs und Hase gute Nacht sagen: Um Mitternacht hoppelte ein verfrühter Osterhase gemächlich über die Landstraße.
Fotos: Erné
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