15.10.2023 Rotterdam WDSF
Weltmeisterschaft der Senioren IV in Rotterdam
Erfolgreiches Debüt für Elisabeth und Klaus Christmann
Michaela Frahm und Mario Müller-Frahm im Viertelfinale
des WDSF-Weltranglistenturniers der Senioren II
Mitte Oktober fanden die traditionellen Holland Masters im Topsportcentrum Rotterdam statt.

Foto: Elisabeth Christmann
Mehrere Welt- und Europameisterschaften wurden an diesem dreitägigen Wochenende ausgerichtet, dazu eine Menge an weiteren hochklassigen Turnieren der World DanceSport Federation (WDSF) und des Niederländischen Tanzsportverbandes (NADB).
Donnerstag: Anreise mit Hindernissen
Für Klaus und Elisabeth Christmann war die Weltmeisterschaft der Senioren IV ihre erste überhaupt und damit eine aufregende neue Erfahrung. Spannungsgeladen machten sich die Beiden auf den Weg nach Rotterdam. Leider war der Wettergott nicht auf ihrer Seite: Schon kurz nach dem Start im roten VW-Käfer öffnete der Himmel seine Schleusen, während der Scheibenwischer alsbald seinen Dienst verweigerte.

Foto: Bußgeldkatalog.org
Also erstmal anhalten, aussteigen und die Wischerblätter im strömenden Regen in Schwung bringen. Hinter der holländischen Grenze schüttete es wie aus Eimern, und der Scheibenwischer versagte wieder seine Dienste. Also hieß es im Schneckentempo mit Warnblinklicht eine Haltebucht ansteuern – kein ungefährliches Unterfangen, denn die tonnenschweren LKWs donnerten mit kaum vermindertem Tempo an den Beiden vorbei, während sie vorsichtig auf der rechten Seite ausstiegen. Ein zweites Mal gelang der Widerspenstigen Zähmung, und ein Stoßgebet wurde gen Himmel entsandt, dass man nun ohne weiteren Stopp nach Rotterdam gelangen möge. Die oberste Instanz hatte Erbarmen, und das gebuchte Hotel wurde ohne weitere Zwischenfälle erreicht.

Allerdings mussten Gepäck und Kleidung erst einmal im Auto bleiben, denn kaum war man angekommen, platterte es erneut los.
Am frühen Abend erkundeten die Beiden dann ebenso wie zahlreiche andere DTV-Paare die Turnierstätte und nutzten den Vorabend-Check-in. Natürlich waren alle neugierig, auf welchem Parkett getanzt werden durfte und wo Umkleide- und Eintanz-Möglichkeiten zu finden waren.

Später entdeckten unsere Beiden das „Happy Italy“, ein vielversprechendes Lokal in der Nähe der Turnierstätte.

Bei leckerer Pasta und einem anschließenden Drink an der Hotelbar beschloss man frühzeitig diesen Tag vor der WM-Premiere.
Freitag: Weltmeisterschaft Senioren IV Standard
In der kurzen Nacht zum Freitag riss der unerbittliche Wecker die ambitionierten WM-Debütanten bereits um 4:15 Uhr aus den Federn. Denn nach der üblichen Prozedur des Anhübschens und dem Frühstück stand schon um 7:15 Uhr die Abfahrt zur Turnierstätte auf dem Programm – hatte der Veranstalter doch kurzfristig die Startzeit von 9:30 Uhr auf 9.10 Uhr vorverlegt. Nicht ausgeschlafen, aber einigermaßen fit traf man ebenso pünktlich wie ungestüm vor Ort ein.

Fotos: Elisabeth Christmann
In den Garderoben und auf dem Parkett ging es schon zu wie in einem Ameisenhaufen, denn die Dreier-Senioren mussten sogar noch eine halbe Stunde vorher aufs Parkett!
Die Vorrunde der Weltmeisterschaft startete dann gleich mit allen gemeldeten Paaren, denn Sternchenpaare wie sonst bei einem WDSF-Turnier gab es nicht. 17 Nationen waren beteiligt, wobei der DTV mit mehr als einem Drittel der beteiligten Paare das bei weitem größte Kontingent stellte.

Foto: privat
Auffallend gering hingegen die Beteiligung der tanzsportlichen Weltmacht Italien, die fast die Hälfte der hundert weltbesten Paare in ihren Reihen hat, aber zu dieser WM gerade mal 15 Paare entsandt hatte – das war genau ein Achtel des gesamten Starterfeldes von 120 Paaren! Diese wurden in der Vorrunde in 10 feste Heats eingeteilt und von Wertungsrichter*innen aus neun Nationen kompetent begutachtet.

Foto: Elisabeth Christmann
Leider waren auf dieser Weltmeisterschaft nur zwei Paare aus Niedersachsen am Start, eines davon bildeten Klaus und Elisabeth aus unserem Club. In Heat 2 durften sie alle fünf Tänze zusammen mit einigen Spitzenpaaren der Weltrangliste bestreiten – eine ehrenvolle und zugleich herausfordernde Aufgabe. Da galt es, überzeugend auf die Fläche zu gehen, einen geeigneten „Startplatz“ zu finden, sich nicht einschüchtern zu lassen und das zu zeigen, was einem im Training mitgegeben worden war. Mehrfach musste man spontan die Folgen umstellen und versuchen, mögliche Freiräume zu ergattern, denn auf dem eigentlich weiträumigen Tanzparkett gab es so mancherlei Gerangel und heftige Ellbogenstöße, die einen prachtvollen blauen Fleck an Elisabeths rechtem Oberarm hinterließen.

Nach der sehr hektischen Vorrunde blieb unseren WM-Neulingen leider das Redance nicht erspart. Doch entgegen ihren Befürchtungen lief diese Hoffnungsrunde deutlich entspannter, und die Beiden schafften zu ihrer Freude den Sprung in die erste Zwischenrunde. Dort gab es dann wechselnde Heats, was natürlich nichts daran änderte, dass man sich auf der Fläche in weltbester Gesellschaft befand. Das bedeutete aber nicht nur starke Konkurrenz, sondern wirkte sich auch positiv in gegenseitiger Rücksichtnahme und souveräner Flächennutzung aus.

Foto: Rob Ronda
Und siehe da, unsere Beiden konnten das gesteckte Ziel verwirklichen, die Sechzigermarke zu knacken: Sie landeten schließlich gemeinsam mit sechs anderen Paaren, darunter einigen Kollegen aus der vorderen Reihe der deutschen Mannschaft, auf Platz 58-64 genau in der Mitte des internationalen Feldes. Ein tolles Ergebnis für unsere WM-Newcomer, die damit unseren Club und den Niedersächsischen Tanzsportverband vorbildlich vertreten haben. Entspannt durften sie nun der auf später verschobenen Opening Ceremony entgegensehen.
Dann war es so weit: Ein erhebendes Gefühl, mit so vielen Spitzenpaaren der eigenen und anderer Nationen in die Halle einziehen zu dürfen.




Anschließend gönnten sich die Beiden zusammen mit ihren hessischen Freunden Reinhard Bormuth und Karin Flügel ein „fürstliches“ Mahl beim neu entdeckten Italiener nebenan.

Fotos: privat
Danach ging es zurück in die Halle, wo man sich die entscheidende Phase der Weltmeisterschaft nicht entgehen lassen wollte. Im Viertelfinale waren nur noch zwei deutsche Paare vertreten: Alfons und Beatrix Schwake verpassten auf dem Anschlussplatz 14 ganz knapp das Semifinale, Alexander und Anne-Gabriele Beaumont zogen in diese Runde der besten 13 Paare ein und belegten am Ende den geteilten 9. Platz.
Im spannungsgeladenen Finale bewarben sich dann sechs Paare aus vier Nationen mit furiosen Leistungen um die besten Plätze. Die Weltmeister des Jahres 2021, Vizeweltmeister 2022 und Europameister 2023, Roberto Furlan und Daniela Sattin aus Italien, bestiegen im Jahr 2023 wieder das Weltmeisterpodest und verdrängten die Weltmeister des Jahres 2022, Michael Pauser und Claudia Molecz, auf Platz 2. Die Österreicher wurden damit Vizeweltmeister, verteidigten aber Position 1 in der Weltrangliste. Das dritthöchste Treppchen bestiegen die in den letzten Jahren bei WDSF-Turnieren stets überzeugenden US-Amerikaner David Getchell und Allison Gonzalez. Direkt neben dem Treppchen postierten sich zwei japanische Paare: Takeki und Eiko Matsumara (Platz 4) sowie Masayuki und Yuka Imai (Platz 5). Das Finale komplettierten die Italiener Marco Taddei / Monica Cialdi (Platz 6).

Foto: Elisabeth Christmann
Samstag: WDSF-Weltranglistenturnier Senior II Standard und Sightseeing
Auch für unsere internationalen Vielstarter Mario Müller-Frahm und Michaela Frahm war Rotterdam wieder einmal eine Reise wert. Am Vorabend des WDSF-Weltranglistenturniers der Senioren II Standard hatte Michi noch ihren obligatorischen Termin bei den Stylisten.


Am Samstagmorgen war dann auch für Michi und Mario das Zentrum der Topsportler erste Anlaufstation.
Verdächtige Fußabdrücke vollbemalter Lateintänzer*innen deuteten an, dass man sich vor der Tanning-Area befand, die dieses Jahr für die Lateiner eingerichtet worden war, und die mit der Zeit etwas windschief dastand.


Fotos: Mario Müller-Frahm
Pünktlich um 9:24 begann das WDSF-Turnier der Senioren II Standard mit 39 Paaren am Start, darunter 15 deutsche.

Marion und Michi qualifizierten sich direkt für das Viertelfinale und hatten deshalb nach der Vorrunde genügend Zeit, anderen Turnieren als Zuschauer beizuwohnen, darunter die NADB Rising Stars Standard und die WDSF Open Youth Latin. Um 12:15 ging es dann mit dem Turnier der Senioren II weiter. Das Niveau im Viertelfinale war hoch, und so bedeutete der schließlich erzielte Platz 20 ein schönes Resultat, auf das die Beiden stolz sein dürfen und über das wir uns alle sehr gefreut haben.


Fotos: privat
Am Semifinale waren nur noch drei deutsche Paare beteiligt, darunter die Niedersachsenmeister Arnd Steinhäuser und Martina Lotsch, die auf Platz 11 kamen. Die einzigen für Deutschland startenden Finalteilnehmer waren Roland Tines und Heidrun Puskas, die bis auf Platz 5 vortanzten. Die beiden vordersten Plätze machten zwei baltische Paare unter sich aus: Tomas Rimkus und Nerija Surblyte aus Litauen holten sich mit fast allen Einsen den Siegerpokal, Gatis Simsons und Julia Simsone aus Lettland wurde klare Zweite. Auf dem dritten Treppchen landeten die Italiener Francesco Argenziano / Giovanna Auletta.

Das Sightseeing nach dem Turnier kam für Mario und Michi diesmal aufgrund der Zeitknappheit etwas kurz. Aber ein Abstecher in die berühmte Markthal, einen architektonisch beeindruckenden Monumentalbau mit zahlreichen Gelegenheiten zu ausgiebigem Shoppen und Schlemmen, durfte natürlich nicht fehlen – schließlich war man nach anstrengenden Runden hungrig und durstig.


Fotos: Mario Müller-Frahm
Gesamtergebnis WDSF Senior Open II Standard
Die Vierer-Senioren hatten den gesamten Samstag frei zur Verfügung, und so stand für sie eine ausgedehntere Tour durch Rotterdam auf dem Programm. In der City traf man nicht unerwartet immer wieder auf Mitstreiter aus der Tänzerwelt – auch wenn der Tanzsport an diesem Samstag einmal in den Hintergrund trat. Bei herrlichem Herbstwetter sammelten unsere Stadtbummler atemberaubende Eindrücke in einer supermodernen Metropole.










Fotos: Elisabeth Christmann
Sonntag: WDSF-Weltranglistenturnier Senior IV Standard
Klaus und Elisabeth waren auch noch für das WDSF-Turnier Senior IV Open am Sonntag gemeldet. Die Vorrunde begann mit 59 Paaren und lief viel ruhiger und angenehmer als bei der WM ab. Doch dann ließ das Turnierbüro die Teilnehmer einige Zeit im Ungewissen, wie es weitergehen würde. Unerwartet kam stattdessen der Aufruf, sich in etwa 30 Minuten für die erste Zwischenrunde bereitzuhalten. Fragende Blicke deuteten an: „Wer ist denn nun weiter?“ Dort, wo die Ergebnisse ausgehängt werden sollten, tat sich nichts, und auch in der App “My Heats“ war nichts zu finden. Dann endlich die erlösende Information, dass unser Paar in der nächsten Runde dabei sein würde. Der Turnierleiter hatte sich mit seiner Vorankündigung vertan, denn nun ging erst einmal die Opening Ceremony zur Europameisterschaft der Hauptgruppe Standard über die Bühne. Aber dann:

Foto: Rob Ronda
Beim Start um 18:15 Uhr kamen zu den Qualifizierten 12 Sternchenpaare hinzu, auf die unser Paar anscheinend eine ziemliche Anziehungskraft ausübte: Kein Tanz ohne vier bis fünf dieser gesetzten Paare und weitere Kandidaten für die 24er-Runde. In einem so starken Feld einen guten Platz im Mittelfeld zu ergattern, war ziemlich aussichtslos. So waren die Beiden mit dem erreichten 41. Platz ganz zufrieden und durften das auch sein.
In Abwesenheit der neuen Weltmeister wurde die Reihenfolge an der Spitze zum Erstaunen mancher noch einmal etwas durcheinandergerüttelt. Der Sieg ging an David Getchell und Allison Gonzalez (USA), Platz 2 an Takeki und Eiko Matsumura (Japan) und Platz 3 an Michael Pauser und Claudia Molecz (Österreich). Auf Platz 4 folgte das zweite japanische Paar Masayuki und Yuka Imai. Alfons und Beatrix Schwake durften sich diesmal über den Finalplatz 5 freuen. Platz 6 belegten die Italiener Alessandro Barbone und Patrizia Flamini, die bei der WM nicht angetreten waren.
Den Abend ließ man dann in großer Tänzerrunde wieder beim Italiener ausklingen.

Gesamtergebnis WDSF Open Senior IV