22.04.2022 Trainerin A

Wie wird man Trainerin A?

Ein Interview mit Anne Weber

 

Schon seit vielen Jahren hat Anne Weber mit einfühlsamer Methodik, großem technischen Know-how, wohldurchdachten Strukturplänen und unerschöpflichem Ideenreichtum unser Tanzen bereichert und verbessert.

Die letzte Hürde, um in den Kreis der besten Trainer Deutschlands einzuziehen, hat sie nun genommen und die Prüfung zur Trainer-A-Lizenz mit Bravour bestanden: Nach 10 Monaten Ausbildung mit 50 fachlichen und 60 überfachlichen Lerneinheiten und der abschließenden Prüfung in Braunschweig durfte sich Anne Weber zusammen mit 18 weiteren jungen Trainerinnen und Trainern (darunter viele bekannte Namen) über ihren erfolgreichen Abschluss am 10. April 2022 in Braunschweig freuen.

Erfolgreiche Absolventen, Ausbilder, Prüfer und Unterstützer

Foto: Gaby Michel-Schuck

Anne Weber und Franziska Becker
Zwei neue Trainerinnen A im NTV

Foto: NTV

Wir wollten Instruktives über ihren Weg zu diesem hohen Ziel erfahren.

Liebe Anne, Gratulation zum Bestehen der sehr anspruchsvollen Prüfung zur Trainerin A. Kannst Du uns schildern, welche einzelnen Teile da bestanden werden müssen?

Vielen lieben Dank – auch für die Unterstützung und das Daumendrücken. Die erste „Prüfung“ findet eigentlich schon vor der Ausbildung statt. In einem „Vortanzen“ müssen alle Kandidaten alle 5 Tänze ihrer jeweiligen Disziplin auf hohem Niveau vor einem Gremium präsentieren, das u.a. aus Verbandstrainern, Ausbildern und DTV-Funktionären besteht. Nur wer sowohl als Herr als auch als Dame die Anforderungen in allen Tänzen erfüllt, darf den Lehrgang beginnen.

Die Trainer-A-Ausbildung selbst besteht dann aus zwei großen Bereichen, dem überfachlichen Teil und dem fachlichen Teil.

Der überfachliche Lehrgang fand im Juli letzten Jahres in der Sportschule Frankfurt a.M. statt. Eine Woche lang vermittelten uns die jeweiligen Fachreferenten Wissen aus den Bereichen

  • Sportorganisation & Sportverwaltung
  • Bewegungslehre-Trainingslehre-Biomechanik
  • Sportbiologie & Sportmedizin
  • Sportpädagogik & Sportpsychologie
  • Prävention gegen sexualisierte Gewalt im Sport
  • Recht & Verträge
  • Musik

Im September wurde in einer schriftlichen Prüfung (Fragebögen und Aufsatz) das Gelernte in allen Teilbereichen bewertet.

Anschließend begann dann die fachliche Ausbildung, die aus mindestens 50 Privatstunden mit unserem Ausbilder/unserer Ausbilderin bestand. Etwa ein halbes Jahr lang habe ich mich mit meiner Ausbilderin Evelyn Hädrich-Hörmann auf die fünf fachlichen Prüfungsteile vorbereitet:

  • Vortanzen als Herr & Dame (selbst erstellte Choreografien auf Basis der ausbildungsrelevanten Figuren)
  • Fachliche Prüfung (20-minütiges Prüfungsgespräch inkl. Demonstration bzgl. ausbildungsrelevanter Figuren und Fachwissen, Unterrichtsmethodik etc.)
  • „Choreographie lesen“ (eine unbekannte Choreographie anhand der Figurennamen und Rhythmik innerhalb von 10 min vom Blatt ablesen und korrekt vortanzen)
  • „Choreographie erkennen“ (ein hochklassiges Demopaar – in unserem Fall Gerwin und Betty Biedermann – tanzt eine Choreografie mehrfach vor, die Figurennamen und Rhythmik muss notiert werden)
  • Lehrprobe (ein vorbereitetes und schriftlich ausgearbeitetes Thema wird 20 min lang unterrichtet, dafür steht eine Gruppe aus Kaderpaaren zur Verfügung)

Um die Trainer-A-Lizenz zu erhalten, muss jeder einzelne Prüfungsteil bestanden werden, Noten werden dabei aber nicht vergeben.

Welche Quellen sind die Grundlage für die fachliche Ausbildung?

Im Standardbereich ist „A Technique of Advanced Standard Ballroom Figures” von Geoffrey Hearn die Ausbildungsgrundlage, außerdem haben wir uns auch mit den WDSF Technique books auseinandergesetzt.

Gab es klare Vorgaben bei der Gestaltung der Lehrprobe, und wie weit war da eigene Kreativität zugelassen oder sogar erwünscht?

Jeder Prüfling hat im Vorfeld eine Figur zugeteilt bekommen, die dann unterrichtet bzw. in eine Figurenfolge integriert werden sollte. Klare Vorgaben gab es hinsichtlich der Komponenten, die in unserem Unterricht enthalten sein mussten, beispielsweise korrektes Vortanzen als Herr und als Dame, mit Schüler bzw. Schülerin sowie versierter Einsatz der Stimme beim Zählen mit und ohne Musik. Das Ziel war, dass es uns in der Kürze der Zeit gelingen sollte, die uns unbekannten Paare mittels verschiedener Lehrhinweise besser zu machen. Hinsichtlich der Methodik war also durchaus auch Kreativität erwünscht.

Ich versuche immer, anschaulich zu unterrichten und habe in meiner Lehrprobe zur Tumble Turn im Slow Foxtrott zum Beispiel Hula Hoop – Reifen eingesetzt.

Welche Prüfungsteile lagen dir nach eigener Einschätzung am besten, welche fandest du besonders herausfordernd?

Ich hatte im Vorfeld viel für das Vortanzen trainiert, um die Choreografien auch als Herr mit hoher Qualität zu zeigen – das Tanzen hat mir dadurch sogar bei der Prüfung Spaß gemacht. Während der Lehrprobe habe ich gemerkt, dass meine Ideen für den Unterricht mit den Paaren gut funktionieren. Die Nervosität, vor dem Prüfungsgremium zu unterrichten, war so dann doch schnell überwunden.

Besonders herausfordernd waren das Prüfungsgespräch und das Aufschreiben der Tango-Choreografie, die Gerwin und Betty demonstrierten. Die Prüfer hatten sich schnelle Kombinationen einfallen lassen, deren Rhythmik wir Prüflinge dann schweißgebadet und halb verzweifelt zu erkennen versuchten.

Gab es hinterher auch Feedback von Prüfenden?

Das war je nach Prüfungsteil und Prüfenden unterschiedlich, ich habe mich über viel positives Feedback zum Vortanzen und der Lehrprobe gefreut.

Wie hast Du die Prüfungsatmosphäre empfunden, gab es Erfahrungsaustausch mit den anderen Kandidat*innen?

Abgesehen vom „Prüfungsstress“, der uns natürlich allen anzumerken war, habe ich die Atmosphäre als sehr positiv empfunden. Am Tag vor der fachlichen Prüfung haben wir gemeinsam viele Stunden wiederholt und uns auch zwischen den Prüfungsteilen ausgetauscht und unterstützt. Als erfahrene Experten haben uns alle Prüfer herausgefordert, aber immer in einer positiven und wertschätzenden Art und Weise.

Inwiefern hat dir die Trainer-A-Ausbildung geholfen, dich als Trainerin weiter zu entwickeln?

Die Trainer-A-Ausbildung ist vom Umfang und der Intensität, mit der man sich mit der Thematik befasst, etwas ganz anderes als die vorangegangenen Trainer-C und -B-Ausbildungen. Vor allem der fachliche Teil hat mir sehr viel gebracht, mit Evelyn Hädrich-Hörmann hatte ich eine Grande Dame des Tanzsports als Ausbilderin. Sie hat mir mit unheimlich viel Energie und Begeisterung für das Tanzen ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergegeben. Es hat großen Spaß gemacht, gemeinsam zu analysieren, auszuprobieren und auch zu diskutieren – denn „richtig und falsch gibt es nicht, so einfach ist das im Tanzen nicht“ 🙂

Besonders in der Rolle des Herrn bzw. Führenden fühle ich mich nach dieser Ausbildung deutlich sicherer als zuvor.

 Was sind deine Wünsche für die Zukunft?

Ich möchte neugierig bleiben, weiter lernen und meine große Liebe zum Tanzen mit vielen Paaren teilen.

Vielen Dank für diese interessanten Einblicke! Wir freuen uns auf viele gemeinsame Übungsstunden mit einer so kompetenten Trainerin!

 Das Interview führte Marcel Erné

 

Bericht DTV:
https://www.tanzsport.de/de/news/news-reader/neue-trainerinnen-und-trainer-a

Bericht NTV:
https://www.ntv-tanzsport.de/home/detail/news/pruefung-erfolgreich-bestanden