01.04.2018 Heiligenhafen
Die Ostsee tanzt zu Ostern:
Finalteilnahmen bei Sonne und Schneetreiben
Über vier Tage hinweg, von Karfreitag bis Ostermontag, fand wieder das tanzsportliche Großereignis für jung gebliebene Senioren in Heiligenhafen statt:
Diesmal waren weit über 1000 Meldungen eingegangen – ein neuer Rekord, der Veranstalter und Aktive vor einige logistische Probleme stellte. Zeitverschiebungen von bis zu mehreren Stunden waren da wohl unvermeidlich.
Fotos: Marcel Erné
In naher Zukunft wird es den in die Jahre gekommenen Kursaal allerdings nicht mehr geben, und ein anderer Austragungsort zwischen Brasilien und Kalifornien steht auf dem Plan – mehr wird hier noch nicht verraten…
Am Karfreitag bot trügerisch blauer Himmel (allerdings bei eisigen Temperaturen) den ersten Ankömmlingen einen traumhaften Ausblick vom Apartment im 11. Stock über Heiligenhafen und den Fehmarn-Belt:
Foto: Klaus Christmann
Das Hauptereignis an diesem Tag war das erste Qualifikationsturnier der Goldenen 55, das in einer zahlenmäßigen Punktlandung mit genau 55 Paaren besetzt war.
Klaus und Elisabeth Christmann waren im Vorfeld etwas verunsichert worden, da man ihren Namen auf der Startliste für die Vorrunde vergessen hatte. Dennoch zeigten sie ein ansprechendes tänzerisches Programm, das aber leider nicht mit dem Einzug in die zweite Runde belohnt wurde.
Für Rainer und Astrid Quenzel, die nach langen Zwangsunterbrechungen endlich wieder in den Turnierzirkus einsteigen konnten, wurde es ein Einstand nach Maß. Mit ihrer eindrucksvollen Präsentation in jugendlich farbenfrohem Outfit kämpften sie sich bis ins Finale, und auch dort lagen die Wertungen so eng beieinander, dass leicht noch mehr als Platz 6 hätte herausspringen können. Eine tolle Leistung!
Fotos: Klaus Butenschön
In einem Kopf-an-Kopf-Rennen holten sich die Vorjahres-Gesamtsieger, Jens und Maike Wolff vom Club Saltatio Hamburg, den Sieg vor den Niedersachsen Raymund und Antje Reimann vom BTSC, die ebenfalls nach langer Pause erstmals wieder ins Turniergeschehen eingegriffen hatten. Auch Platz 3 ging an bisherige Vertreter der Senioren II S mit ähnlichem Nachnamen, nämlich Andreas und Annette Reumann vom Tanz-Turnier-Club Elmshorn.
Foto: Klaus Christmann
Am Karsamstag trafen dann unsere Vertreter der Senioren IV S, Marcel Erné und Birgit Suhr-Erné, sowie Werner Schlamm-Dedekind und Marion Dedekind, nach einer Fahrt vorbei an schneebedeckten Feldern und Wiesen in dem mit Eisschollen gesäumten Kurort an der Ostsee ein. Kein Anlass für frühlingshafte Gefühle!
Selbst die sturmerprobten Möwen brauchten eine Erholungspause…
Im Kursaal herrschte das übliche Gedränge,
und die Wertungsrichter waren bereits seit Stunden in vollem Einsatz.
Während Gerrit Schlocker wieder einmal unermüdlich als Turnierleiter agierte, bot Beate bunte Vielfalt an Stoffen für die Turniergarderobe an.
Fotos: Marcel Erné
Für das erste Qualifikationsturnier der Leistungsstarken 66 hatten sich ursprünglich mehr als 40 Paare gemeldet, schließlich waren aber doch nur 37 am Start. Die bei der Startbuchannahme ausgegebene Teilnehmerliste hatte mit der Realität nur wenig zu tun, so dass es einige Überraschungen gab, als die Paare dann tatsächlich die Fläche betraten.
Für Birgit und Marcel sollte sich leider die Pechsträhne dieses Jahres fortsetzen: Zwei Tage zuvor hatte Birgit eine schmerzhafte zahnärztliche Notbehandlung über sich ergehen lassen müssen. Die Beiden hatten alles so gut wie möglich vorbereiten wollen, sich deshalb bereits vier Stunden vor Turnierbeginn angemeldet und die Turniergarderobe in dem hoffnungslos überfüllten winzigen Umkleideraum hinter der Bühne untergebracht. Leider waren ihre Sachen dann vor dem Turnier eine bange Viertelstunde lang unauffindbar: Irgendjemand hatte sie an eine ganz andere Stelle weggehängt. Eine halbe Stunde Nervenkrieg bei der Suche und dem anschließenden hektischen Umziehen mit entsprechender Verspätung beim Eintanzen machten alle durchdachten Konzeptionen zunichte. Dennoch schien beim langsamen Walzer die Welt noch einigermaßen in Ordnung…
Doch nach wenigen Schritten im Tango musste Marcel mit schmerzverzerrter Miene zur Kenntnis nehmen, dass ein geschädigter Muskel nicht mitzuspielen gedachte – und humpelnd verließ der Tänzer vorzeitig die Fläche. Eigentlich war damit das Turnierwochenende gelaufen, doch Marcel raffte noch einmal alle Willenskräfte zusammen und kämpfte sich durch die letzten drei Tänze der Vorrunde – danach erwies sich aber das Aussteigen aus dem Turnier als unvermeidlich. Dass die Beiden mit nur vier von zehn in die Wertung gehenden Tänzen immerhin noch ein Drittel des Feldes hinter sich ließen, war da nicht einmal ein schwacher Trost.
Werner und Marion zeigten sich wie schon oft auf großen Turnieren in ausgezeichneter Form. Ihre saubere und großräumige Präsentation deutete auf einen Platz im Finale hin.
Fotos: Klaus Butenschön
Doch der sollte ihnen an diesem Tag leider verwehrt bleiben. Aber auch der 9. Platz ist ein sehr gutes Ergebnis in diesem starken Feld.
Es gewannen wie im Vorjahr die Deutschlandpokalsieger Heinrich und Monika Schmitz (TSC Grün-Gelb Erftstadt) vor dem niedersächsischen Spitzenpaar Uwe und Cornelia Maskow (TSZ Delmenhorst).
Beim mit 10 Paaren besetzten dazwischen geschachtelten Turnier der Senioren III S verpassten Klaus und Elisabeth nach einer durch kurzfristige Zeitplanverschiebungen vorwärts und rückwärts ebenfalls etwas nervigen Vorgeschichte mit Platz 8 knapp das Finale.
Und die nächtliche Rückkehr zu den Schlafstätten setzte dem Schlamassel dann noch die Krone auf:
Bei eisigem Wind, glitschigem Boden und dichtem Schneegestöber konnte man kaum noch den Scheibenwischer vor Augen erkennen,
ehe man endlich total erschöpft ins Bett fiel.
Leider bot sich am Morgen des Ostersonntags ein kaum erfreulicheres Bild.
Dennoch versuchten unsere Tänzer, beim Frühstück österliche Stimmung aufkommen zu lassen.
Ein innovatives Tanzsportereignis gab es am Abend: das Pilotprojekt „Senioren V“. Das mit 12 Paaren, die bis zu 50 Jahre gemeinsame Tanzsporterfahrung hinter sich hatten, gut besetzte Feld wurde mit minutenlangen Ovationen und tosendem Applaus vom Publikum begleitet. Insbesondere die Fan-Truppe der Gäste aus Dänemark war wieder einmal unüberhörbar und unübersehbar.
Das hinterließ nachhaltigen Eindruck beim Seniorenbeauftragten des DTV, Jürgen Schwedux, so dass er versprach, ein starkes Wort für die Einführung der Seniorenklasse V einzulegen.
Sieger dieses Turniers mit fast allen Einsen wurden Günter und Helma Grelck von der TSA im VfL Pinneberg, denen Thomas Fürmeyer zur Belohnung einen Gutschein für die Teilnahme am nächsten Tanzsportseminar überreichte – nach dem alten Motto: „Wer rastet, der rostet“.
Endlich konnten dann zu vorgerückter Stunde auch die Turniere der S-Klassen IV, III und II gestartet werden. Im neunpaarigen Starterfeld der Senioren III S wollten Klaus und Elisabeth ein gehöriges Wörtchen mitreden, und sie zeigten dies vom ersten Moment an mit einer überzeugenden Darbietung.
Und so gelang es ihnen als einzigem Paar außer den späteren klaren Siegern, Norbert und Arne-Marina Schade vom TC Brillant Berlin, alle 25 Kreuze fürs Finale einzustreichen!
Unter dem Applaus und der Anfeuerung von Birgit und Marcel gaben Elisabeth und Klaus auch in der Endrunde noch einmal ihr Bestes und beendeten das Turnier mit einem hocherfreulichen 5. Platz.
Als die Siegerehrung für die drei Sonderklassen eingeläutet wurde, war bereits der Ostermontag angebrochen. Am Abend dieses abschließenden Turniertages setzten Klaus und Elisabeth noch einen drauf und holten sich den 4. Platz von sieben Paaren. Dieses Turnier gewann ein weiteres Berliner Paar, Lutz und Berit Fröhlich vom Tanzsportzentrum Blau-Gold.
Und als wäre nichts gewesen, strahlte dazu die Sonne am letzten Tag aus allen Knopflöchern…
Fotos: Marcel Erné
Link und Ergebnisse: