30.10.2021 Kamen DP Sen IV
Deutschlandpokal Senioren IV in Kamen
Rainer und Astrid Quenzel gewinnen mit allen Einsen
Es ist mittlerweile sechs Jahre her, dass ein Paar des TSC in Hannover den Deutschlandpokal der Senioren IV mit einem Treppchenplatz abschloss …
Nun, im Jahre 2021, standen die Zeichen auf Sturm für den ganz großen Coup eines anderen Paares aus unserem Club: Astrid und Rainer Quenzel hatten vor kurzem unangefochten die Serie „Leistungsstarke 66“ gewonnen, gewissermaßen die Generalprobe für den Deutschlandpokal.
Fotos: privat
Nach dem pandemiebedingten Ausfall im Jahre 2020 freute sich die Tanzsportgemeinde in diesem Jahr besonders auf den Deutschlandpokal der Senioren IV und vier weitere Championate: die Deutsche Meisterschaft der Hauptgruppe Latein, die Meisterschaft der Senioren I in der 10-Tänze-Kombination und zwei weiteren Kombi-Pokalen für die Senioren II und III. Somit war ein Riesenprogramm für das letzte Oktoberwochenende in der Stadthalle von Kamen angesagt.
Quelle: http://www.tanzsportclub-dortmund.de/index.php/37-dm-2015
Ausrichter war der bei Großveranstaltungen vielfach bewährte TSC Dortmund, dem auch diesmal ein perfekter Tanzsportevent in großem Stil zu verdanken ist. Dem riesigen Organisationsteam, das am Parkettrand, auf der Tribüne, vor und hinter den Kulissen unermüdlich tätig war, ein besonderes Dankeschön an dieser Stelle!
Mit unendlicher Geduld und erstaunlichem Durchhaltevermögen geleitete das Moderationsteam Markus Sónyi und Gaby Michel-Schuck durch einen langen und spannenden tanzsportgeprägten Samstag, der schon am Vormittag mit den Vorrunden begann und erst gegen Mitternacht mit den letzten Siegerehrungen endete.
Im Gegensatz zu früheren Jahren, wo es fast doppelt so große Teilnehmerzahlen gegeben hatte, war das Starterfeld beim Deutschlandpokal der Senioren IV in diesem Jahr mit 38 Paaren (sicher auch aus den bekannten Corona-Gründen) recht überschaubar, aber qualitativ bestens besetzt. Der mit Abstand am stärksten vertretene Club war mit vier Paaren unser TSC in Hannover; drei weitere Clubs hatten zwei Paare entsandt, alle anderen nur ein Paar.
Hier der Augenzeugenbericht von Elisabeth Christmann, ergänzt durch eigene Fotos sowie durch zahlreiche Standbilder aus dem Livestream-Video des DTV, der uns freundlicherweise die Veröffentlichung dieser Bilder genehmigt hat.
Eine abenteuerliche Reise nach Kamen
und emotionale Augenblicke im Finale
Am Freitag machten wir uns ebenso wie drei weitere Paare unseres Clubs auf den Weg nach Kamen, um dort in der Stadthalle den Deutschlandpokal der Senioren IV zu tanzen. Die anderen drei Paare erreichten nach etlichen Staus und Umwegen das Ziel, wir aber mussten erst einmal wieder umkehren … denn als sich nach einer Stunde endlich auf der Autobahn freie Fahrt anzubahnen schien, kam mir plötzlich der Gedanke: “Ich habe den Kummerbund zum Frack gar nicht gesehen!“ An der Raststätte Auetal inspizierten wir beunruhigt den Kofferinhalt. Oh weh, das besagte Teil war tatsächlich nicht im Gepäck. Was nun – umkehren? Klaus meinte: „Das kriegen wir schon so irgendwie hin“, doch ich blieb hartnäckig, und so traten wir die ungeplante Rückfahrt an – bei Bad Eilsen runter von der A2. Das entpuppte sich als Reinfall, denn auch in Richtung Hannover ging nichts mehr. Also fuhren wir über die Dörfer zurück zum heimatlichen Stephansplatz. Der Kummerbund befand sich dort, wo ich ihn vermutet hatte: im Wäschekorb. Schnell noch eine extra Wegzehrung zubereitet und auf ein Neues. Anreise nach Kamen die zweite.
Es ging schnurstracks auf die A2, und wir waren guten Mutes, nichts würde uns nun an einem flotten Tempo hindern. Pustekuchen! Bei Oelde wurden wir unsanft ausgebremst. Alles musste von der Autobahn runter: Vollsperrung! Also ging es wieder über Land; das schlaue Handy zeigte uns mit seinem Routenplaner einen Schleichweg, der uns zügig nach Uentrop brachte, wo wir wieder auf die A2 auffahren durften. Unsere Clubkameraden hatten wir über die Chaostour längst informiert und mussten natürlich mit der einen oder anderen Bemerkung, wie man seine Turniersachen packt, vorlieb nehmen. So ist das nun mal im Leben, wer nicht kontrolliert, den bestraft die Zusatztour. In Kamen erwarteten uns Marion und Werner in der nahegelegenen Osteria. Mit einem Aperol ohne Spritz und einem Alsterwässerchen spülten wir die Aufregung runter. Nun stand dem Turnierstart nichts mehr im Wege.
Am Samstag waren die Zeiten etwas verschoben worden, so dass man sich bei einem ausgiebigen Frühstück ein kleines Energiepolster zuführen konnte. Vor Ort wurden wir so freundlich begrüßt, dass ich spontan fand, bei einem so herzlichen Willkommen kann der Tag nur gut werden. Die schön geschmückte Halle machte Laune, diesen Tag tanzend und zuschauend zu verbringen. Es gab einen zugewiesenen Umkleidebereich und im Saal Tischplätze für jedes Paar. Das Tanzen sollte sich allerdings teilweise schwierig und abenteuerlich gestalten, denn der Boden war gründlich gewachst für die Lateiner. Entspanntes und lockeres Eintanzen? Fehlanzeige. Also auf die Vorrunde hoffen. Unser erster Tanz lief gut an.
Doch dann stürzte Klaus auf Grund der Bodenbeschaffenheit unglücklich, stand aber tapfer wieder auf, um den Langsamen Walzer zu beenden. Auch unsere anderen Clubpaare gaben ihr Bestes und stellten sich wacker den Gegebenheiten.
Gott sei Dank hatten wir zum Tango einige Runden Zeit, und Klaus konnte seinen lädierten Zeh etwas schonen. Natürlich war danach erst einmal eher verhaltenes Tanzen angesagt. Dann kam die Minute der Wahrheit: Bekanntgabe der für die 1. Zwischenrunde qualifizierten Paare. Leider hatten es Marion und Werner ebenso wie Sigrid und Hans-Jürgen nicht geschafft. Rainer und Astrid waren natürlich ohne wenn und aber in die nächste Runde durchgestartet. Für uns war die Freude nach der schmerzhaften Vorrunde groß, als wir auf dem Bildschirm über dem Turnierbüro unsere Namen lasen: Auch wir durften noch einmal mittanzen.
Nach einer langen Pause ging es um 15:35 Uhr pünktlich mit dem Viertelfinale los; drei Heats mit jeweils acht Paaren. Was Klaus in der Vorrunde passiert war, ereilte mich nun im Tango und Wiener Walzer. Aber auch andere Aktive stürzten auf der problematischen Fläche, so dass sich der DTV-Seniorenbeauftragte Jürgen Schwedux einige Sorgen um die Paare machte, dann aber erleichtert feststellen durfte, dass es noch einmal gut gegangen war. Trotz der sturzbedingten Unterbrechungen gelang uns das Viertelfinale alles in allem sehr erfreulich. Am Ende landeten wir auf dem 18. Platz in der vorderen Hälfte des Feldes – ein Ergebnis, mit dem wir sehr zufrieden waren.
Astrid und Rainer zogen souverän ins Semifinale ein. Selbst nicht mehr auf der Tanzfläche beschäftigt, konnten wir nun erstmals das Augenmerk unserem Spitzenpaar widmen.
Foto: Elisabeth Christmann
Die Beiden waren eine Augenweide und hatten sicherlich schon vorher die Herzen aller Zuschauer erobert. Dass sie im Finale stehen würden, stand außer Frage.
Neben Rainer und Astrid qualifizierten sich drei Paare aus Nordrhein-Westfalen und zwei Paare aus Hessen für das Finale.
Hier das Ranking der weiteren sechs im Semifinale verbliebenen Paare:
12. Heinz-Peter und Sibille Backes
TSC Schwarz-Gelb Aachen
11. Bernd und Birgit Grzelachowski
Braunschweiger TSC
10. Michael Saumweber und Sabine Schaffert
TSA d. TSV Unterpfaffenhofen-Germering
9. Franz-Josef und Lioba Kirchhoff
Tanz-Sport-Gemeinschaft Blau-Gold Siegen
8. Holger und Karin Zinn
Tsc Casino Oberalster, Hamburg
7. Dieter Keppeler und Manuela Schraut-Keppeler
Tanzsportgemeinschaft Freiburg
Nach dem Semifinale gab es eine lange Pause. Die ausgeschiedenen Tänzer durften leider nicht bleiben. Die Karten für die Abendveranstaltung waren schon lange ausverkauft. Wir wollten gerne unserem Paar im Finale zur Seite stehen und fragten deshalb spontan nach, ob es doch noch Karten gäbe. Wir hatten Glück, es waren Karten zurückgegeben worden, und so stand unserem Vorsatz nichts mehr im Wege, Astrid und Rainer nach Kräften zu unterstützen.
Zur Abendveranstaltung forderte der Turnierleiter die Zuschauer auf, einzeln für sich einen Pokalsieger zu küren und am Schluss zu schauen, ob man mit den Wertungsrichtern auf einer Linie gelegen hatte. Für die meisten war klar, es konnte nur einen Sieger geben.
Foto: Volker Hey
Bis zur Siegerehrung dauerte es dann allerdings noch ein geraumes Weilchen. Zwischendurch begeisterte Lisa Schreer, mehrfache Welt-und Europameisterin im Solo Show Dance / Jazz Dance / Contemporary, das Publikum mit ihrer Darbietung „Will and Skill“.
Dann wurden die Finalpaare des Deutschlandpokals Sen IV gebeten, zur Siegerehrung anzutreten. Doch wo war unser Paar, Astrid und Rainer, geblieben?
Endlich kam bei der Turnierleitung die Meldung an, dass unser Paar von der NADA per Losverfahren zur Dopingkontrolle herausgefischt worden war. Oh je, war das ein Schreck! Die fünf restlichen Paare wurden dennoch aufgefordert, schon mal in den Saal einzuziehen; das fehlende Paar sei bereits auf dem Rückweg von der Prozedur. Dann Aufatmen im Saal, das Paar erschien und wurde mit kräftigem Applaus und Musikbegleitung empfangen.
Nun konnte es endlich losgehen mit der Siegerehrung, und die Finalisten wurden in umgekehrter Reihenfolge des Rankings aufgerufen.
6. Heinrich und Monika Schmitz
TSC Grün-Gelb Erftstadt
5. Herbert und Erika Frieß
TanzSportClub Rödermark
4. Dieter und Elke Müller
TC Blau-Orange Wiesbaden
3. Johann-Georg und Brigitte Salten
TSC Diamant Blau-Silber Lage
2. Stefan Mußmann und Dagmar Rudolph-Mußmann
Boston-Club Düsseldorf
Als nur noch zwei Paare übrig geblieben waren und Mußmanns aufgerufen wurden, wussten Astrid und Rainer, dass sie sich ihren größten tanzsportlichen Traum erfüllt hatten.
Der Turnierleiter gab bekannt: „Dieses Paar hat alle fünf Tänze gewonnen – besser geht es nicht!“, um sich dann gleich zu korrigieren: „Doch, es geht noch besser, nämlich mit allen 35 Einsen“.
Deutschlandpokalsieger 2021: Rainer und Astrid Quenzel
TSC in Hannover
DTV-Präsidentin Heidi Estler gratulierte den Beiden persönlich, und NTV-Ehrenpräsident Jürgen Schwedux überreichte in seiner Funktion als DTV-Beauftragter für Senioren-Leistungssport seinen Landsleuten stolz den gewaltigen Pokal.
Beim Ausmarsch machte sich der Deckel des Pokals selbstständig, kullerte über das Parkett und konnte nur durch blitzschnelle Reaktion wieder eingeholt werden.
Später ließ Jürgen Schwedux in einer fröhlichen Sektrunde lobende Worte folgen, und es floss noch so manches Freudentränchen nach all der Anspannung und unerwarteten Aufregung.
Natürlich wird es im Club noch eine Nachfeier für unser Top-Paar geben, das mit dem Seriensieg bei der LS 66 und dem Titel des Deutschlandpokalsiegers das Double geschafft hat, und das in einmalig überragender Weise.
Fotos: Elisabeth Christmann
Livestream Sportdeutschland.tv
https://sportdeutschland.tv/tnwevents/deutsche-tanzsport-meisterschaften-2021-tag-1
Vorrunde: 00:16, 1. Zwischenrunde: 03:55, Semifinale: 05:56, Finale: 09:11, Siegerehrung: 09:53
Bearbeitung der Video-Standbilder: Marcel Erné
Ergebnisse:
http://www.tanzsportclub-dortmund.de/ergebnisse/2021/dmunddp2021kamen/index.htm
DTV-Bericht:
https://www.tanzsport.de/de/news/news-reader/deutschlandpokal-der-senioren-iv-s-standard
NTV-Bericht:
https://www.ntv-tanzsport.de/home/detail/news/deutschlandpokal-sen-iv-standard